Provenienzforschung

Die Provenienzforschung

Das MdbK versteht Provenienzforschung als Kernaufgabe der musealen Arbeit. Provenienzforschung untersucht die Herkunft und Geschichte von Kunstwerken wie Kulturgütern im jeweiligen historischen Kontext. Sie schafft die Grundlage einerseits für die Dokumentation der Verluste des Museums wie andererseits für die Überprüfung, ob sich Kunstwerke rechtmäßig im Besitz des MdbK befinden. Denn als Folge von kriegerischen Auseinandersetzungen, Verfolgung und Repression fanden immer auch umfängliche Verlagerungen von Kunst- und Kulturgütern statt. Bestätigt sich ein Verdacht auf einen unrechtmäßigen Entzug, werden gemeinsam mit den Geschädigten bzw. deren Nachfolger*innen Lösungen im Sinne der jeweiligen gesetzlichen Bestimmungen gesucht. Das können Restitutionen, also Rückgaben, sein oder andere „gerechte und faire Lösungen“, entsprechend den 1998 verabschiedeten Washingtoner Prinzipien für NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut. Damit dient Provenienzforschung dazu, Rechtssicherheit über den Eigentumsstatus der Bestände des MdbK zu erhalten, und ist Basis für ein vertrauensstiftendes und transparentes Agieren der Institution.

Provenienzforschung
am MdbK

Dr. Ulrike Saß
Dr. Ulrike Saß

Seit Mitte der 1990er Jahre wird am MdbK Provenienzforschung betrieben. Von 2015 bis 2020 finanzierte das in Magdeburg ansässige Deutsche Zentrum Kulturgutverluste zwei aufeinanderfolgende Projekte. Seit Juni 2022 trägt die Stadt Leipzig selbst die Kosten für eine wissenschaftliche Planstelle für Provenienzforschung. Das MdbK untersucht systematisch und projektbezogen seine Bestände nach NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut sowie nach Kunstwerken, die während der Sowjetischen Besatzungszone und der ehemaligen DDR enteignet wurden. Ferner setzt es sich kritisch mit der eigenen Geschichte und Sammlungsentstehung auseinander. Das MdbK verfolgt Forschungen zum historischen lokalen wie überregionalen Sammelwesen und Kunstmarkt.

Projekte

Aktuelle Projekte im Bereich Provenienzforschung sind das von der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen geförderte Kooperationsprojekt Sichtbarmachen – Spuren jüdischen Engagements im MdbK, in dem in Zusammenarbeit mit der Publizistin Sharon Adler und der Künstlerin Shlomit Lehavi nach jüdischen Familien geforscht wird, die mäzenatisch für das MdbK tätig waren. Ferner wird eine Ausstellung zu jüdischen Familien vorbereitet, die in Leipzig Kunst gesammelt haben, die zum Jahr der jüdischen Kultur in Sachsen 2026 eröffnet wird. Die Provenienzforscherin des MdbK, Dr. Ulrike Saß, ist Mitherausgeberin von „transfer – Zeitschrift für Provenienzforschung und Sammlungsgeschichte | Journal for Provenance Research and the History of Collection“. transfer ist ein internationales wissenschaftliches Publikationsorgan, das in Deutsch und Englisch Ergebnisse der Provenienzforschung und benachbarter Forschungsbereiche digital und Open-Access für ein wissenschaftliches Fachpublikum und die interessierte Öffentlichkeit zugänglich macht.

Veranstaltungen

Die Ergebnisse der Provenienzforschung am MdbK und einen Einblick in deren Arbeit können Sie regelmäßig bei Veranstaltungen erhalten, unter anderem bei der Museumsnacht, zum internationalen Tag der Provenienzforschung (jedes Jahr am zweiten Mittwoch im April) sowie zu den Terminen der Führungsreihe „Kunst im Kontext. Zur Provenienz der Werke im MdbK“.